Der Igel ist eine besonders geschützte Tierart und darf gesetzlich nur bei absoluter Hilfsbedürftigkeit aufgenommen werden.
Dazu gehören verletzte Igel und verwaiste Jungigel, die tagsüber mit noch geschlossenen Augen und Ohren außerhalb des Nestes gefunden werden. Nicht zu verwechseln mit Jungigeln die neugierig die Umgebung erkunden.
Nach der Gesundung müssen Igel unverzüglich wieder in die Freiheit entlassen werden, und zwar möglichst dort, wo sie aufgefunden wurden.
Bitte notieren Sie deshalb unbedingt bei der Aufnahme eines Igels sein Gewicht, das Datum und die Stelle des Fundortes.
Im Herbst ist für Igel noch genügend Nahrung vorhanden, um das über- lebenswichtige Fettpolster für den Winterschlaf anzufressen. Erst bei Frostperioden ab November ist eine Aufnahme von Jungigeln mit einem Gewicht von unter 400 Gramm zu vertreten. Kranke Igel sind apathisch, irren tagsüber umher und sind abgemagert. Die Augen sind eingefallen und glänzen nicht mehr. Sehr oft sind Igel mit Parasiten befallen. Beim entflohen verwenden Sie bitte nicht die handelsüblichen Flohsprays und Flohpuder. Lassen Sie sich unbedingt vom Tierarzt beraten ( Kodox-Pulver wird vielfach empfohlen ) und bedecken Sie beim Entflohen die empfindliche Nase und die Augen des Tieres. Noch schlimmer ist der häufige Befall von Lungenwürmern., der sich durch husten und röcheln bemerkbar macht. Diese Tiere benötigen dringend veterinäre Behandlung. Die meisten Tierärzte behandeln Igel kostenlos.
Igel sind Einzelgänger ! Nur sehr junge Igel aus einem Wurf vertragen sich.
Bei der Unterbringung benötigt jeder Igel ein Einzelgehege von ca. 2m² und einer Seitenwandhöhe von über 50cm. Wegen der Wärmedämmung von unten empfehlen wir einen leicht zu reinigenden Hartfaserboden. Diesen
bedeckt man mit mehreren Lagen leicht austauschbarem Zeitungspapier kein (Sägemehl oder Katzenstreu verwenden ).Ein Karton mit ca. 40cm Kantenlänge und einem Schlupfloch dient dem Igel als Schlafplatz. Auch hier kein Sägemehl, Heu, Stroh, Lappen oder Holzwolle als Nistmaterial verwenden, sondern nur zerrissenes Zeitungspapier. Ein ruhiger Standort mit Tageslichteinfall und einer Zimmertemperatur von ca. 18° C ist ideal, bis Ihr Jungigel ein Gewicht von ca. 600-700 Gramm erreicht hat ( Altigel ca. 900-1000 Gramm ). Dann aber nicht den Igel in die freie Natur setzen, sondern ihn in seinem Gehege bei Außentemperatur auf dem Balkon, Terrasse, Gartenhaus, kalten Keller oder im Garten über- wintern lassen. Bieten Sie täglich Futter und frisches Wasser an und kontrollieren Sie täglich, ob der Igel in einen Winterschlaf gefallen ist. Eine Notration Trockenfutter stehen lassen und in regelmäßigen Abständen kontrollieren.
Nach dem Aufwachen soll der Igel solange zugefüttert werden, bis er mindestens sein Gewicht von vor dem Winterschlaf wieder erreicht hat. Jungigeln den Umgang mit Lebendfutter ermöglichen! Je nach Klimalage und Belebung des Bodenlebens können Igel ab Mitte April, jedoch spätestens bis Mitte Mai, abends unbedingt am Fundort freigelassen werden. Igel haben ein sehr gutes Ortsgedächtnis.
Fütterung:
Bitte geben Sie den Igeln keine Milch, auch nicht in verdünnter Form, da diese immer Durchfall verursacht und meistens zum Tode führt. Eine Schale mit stets frischem Wasser wird beim Fressen gern angenommen und muss immer angeboten werden. Zur Fütterung Ihrer stacheligen Gäste nehmen Sie Katzen– oder Hundedosenfutter, hart gekochte Eier, gekochtes Geflügelfleisch (kein Schweinefleisch), kurz angebratenes Rinderhack, geschälte heimische Obstsorten und Bananen. Als Ballaststoffe mischt man Futterhaferflocken oder Weizenkleie unter das Futter. Igeltrockenfutter erhalten Sie im Zoofachhandel. Die täglich zu kontrollierende Gewichts-zunahme Ihres Igel beträgt ca. 60 Gramm in der Woche.
Igel sind weder Kinderspielzeug noch Haustiere. Die Aufzucht und Überwinterung erfordert Sachverstand und viel Zeit.
Ernst Wolf betrieb 30 Jahre mit seiner Frau Ursula Verhaltensforschung über den Igel im heimischen Garten. In ganz Deutschland wurden sie zu Vorträgen eingeladen und haben in den 30 Jahren ihr Hobby zur Forschung gemacht. Die Wolfs haben in all den Jahren der intensiven Beschäftigung mit Igeln auch mit Hamburger und Schweizer Tierärzten zusammengearbeitet.
Ernst Wolf : „Des Igels Pech ist es, wenn er im Herbst auf der Suche nach einem Winterschlafplatz vermeintlichen Tierfreunden über den Weg läuft, ist sein Schicksal oft schon entschieden. Es kommen bei weitem mehr Igel aufgrund unsachgemäßer Behandlung um als durch die Autos auf den Straßen, die ja bekanntlich für ein enormes Igelsterben verantwortlich sind.“
Sie können einiges zur Unterstützung der Igel tun:
Vermeiden Sie die Verwendung von Unkraut- und Schädlingsbekämpfungs- mitteln. Chemie und Gifte töten zwar die Schädlinge, leider schädigen sie auch den Igel und andere Tiere.
Obstnetze können zur Falle werden . Spannen Sie diese mindestens 40cm über dem Boden, damit sich kein Igel darin verfangen kann.
Vorsicht beim Verbrennen von Reisighaufen oder beim Osterfeuer. Bevor Sie das Feuer entfachen schichten Sie das Holz um, denn es ist ein beliebter Unterschlupf für Igel.
Bevor Sie den Komposthaufen umschichten, überzeugen Sie sich bitte davon, dass kein Igelnest vorhanden ist. Also bitte nicht achtlos die Forke hinein stechen.
Gartenteiche ohne Flachzonen oder flach eingegrabene Regentonnen/ Swimmingpools mit steilen Wänden sind Todesfallen.
Leere Büchsen, Flaschen und anderer Abfall in der Landschaft wird zur Todesfalle für viele Tiere und Insekten. Igel können sich schwere Schnitt- verletzungen zuziehen. Beim Rückzug aus einer Büchse wirken die Stacheln des Igels wie Widerhaken und das Tier muss qualvoll verhungern.
Empfohlene Literatur Ursula und Ernst Wolf
Herausgeber des Buches „Der Igel, unser nützlicher Gartenfreund“